Marathon Broject – S’ Marathon alter!

 
 
„Lass mal Marathon machen.” Was aus einer Bierlaune entstand wurde für Dominik und Lars recht schnell Realität. Deutete Dominik schon des Öfteren sein Potenzial auf der Straße an war Lars bis jetzt nur für hohe Herzfrequenzen und eine enorme Laktatverträglichkeit bekannt. Beiden war jedoch recht schnell klar, dass sie ihren Worten auch Taten folgen lassen mussten.

Nachdem Größen der Szene wie Alberto Salazar und Renato Canova („Das Ding ist mir zu heiß, diese zwei Freigeister sind untrainierbar.“) recht schnell Abstand nahmen war klar, dass sie das Projekt selbst auf die Beine stellen mussten. Gezwungenermaßen stellten beide ein ausgetüfteltes Programm auf, welches sie zu schnellen Zeiten auf dem Frankfurter Asphalt bringen sollte. Zu Beginn noch viele Einheiten zusammen absolvierend, trafen sich beide ab September nur noch an den Wochenende zu den Kerneinheiten in Würzburg. Da Lars unter der Woche sein Referendariat in Ingolstadt ableistet war dies nicht anders möglich, beide standen jedoch dauerhaft in regem Austausch. Gerade dieser gegenseitige Austausch und die Unterstützung machten die Marathonvorbereitung aus. Neben der Unterstützung der Freundinnen und Teamkollegen bei den langen Läufen, konnten sich beide stets aufeinander verlassen und hatten nicht zuletzt eine Menge Spaß während der Vorbereitung.

Am 28.10.2018 sollte der Spaß nun aber ein Loch haben, oder doch nicht? Unterstützt durch ihre Freundinnen reisten die beiden Aushängeschilder des Marathon Broject in Frankfurt an. Nachdem die Startunterlagen abgeholt wurden, gab es ein gemütliches Abendessen bevor es in die letzte Nacht vor dem Höllenritt ging. Nichts anderes als eine schnelle Zeit sollte herauskommen. Und Spaß sollt es auch machen - so das Motto. Was den beiden unterwegs widerfahren ist, werden sie nun berichten:

Lars:
Als der Wecker klingelt schaue ich aus dem Fenster. „Sieht sonnig aus denke ich mir. Ich öffne das Fenster. Schei*** ist das kalt. Naja egal, ab Kilometer 30 spürst das eh nimmer.“ Wie falsch ich damit liegen sollte… aber später mehr dazu. Auf zum Frühstück, ein reichhaltiges Buffet wartet. Ich habe aber nicht wirklich Hunger. So langsam wird mir klar, auf was für ein wildes Unterfangen ich mich da eingelassen habe. Aber genau das wollte ich. Diese Herausforderung, nachdem ich im Frühjahr ein wenig die Lust am Laufen, dem was mir sonst so viel Spaß macht, verloren habe.

Beim Aufwärmen steigt die Spannung. Oft hat mich diese Spannung gequält. Heute hab ich Bock drauf. Ich will wissen was bei diesem Marathon passiert. „Bis Kilometer 30 ziehe ich meinen Plan durch, komme was wolle. Was danach passiert weißt du dann, deshalb bin ich hier.“ Typisch für einen großen Marathon ist es am Start recht eng, ich komme aber super rein in meinen Schritt. Ich sammle einen Läufer nach dem anderen ein, während die Uhr jeden Kilometer sagt: „Alles gut, du bist gleichmäßig unterwegs – Höllenritt.“ Ich bin bei Kilometer 15, alles fühlt sich gut an. „Heute läufts.“ Sage ich mir. Das gleiche bei der Halbmarathonmarke. Bei Kilometer 25 werden die Beine erstmals schwer. „Das muss so sein.“ Sage ich mir. Das Tempo bleibt gleichmäßig. „Da Kilometer 30, jetzt sinds nur noch 12 km… Aber geht der Marathon da nicht eigentlich los?“. Ich bleibe gleichmäßig auf dem Tempo, die Prognose läuft auf 2:53 h hinaus. Alles wie geplant. Auf der langen Geraden zurück Richtung Innenstadt kühlt der Gegenwind die Maschine. Dachte ich… es fängt hinten im Oberschenkel an zu zwicken, bevor ich mich auf die nächste Verpflegungsstelle konzentrieren kann schießt der erste Krampf rein. „ Schei***, jetzt geht’s los. Dehn das schei*** Ding auf und nimm die Beine in die Hand. DNF is not an option!“ schießt es mir wie der Krampf durch den Kopf. Das Spiel wiederholt sich. Einmal…zweimal… zehnmal - ich weiß nicht mehr wie oft. Als die Mädels bei Kilometer 36 am Rand alles geben um mich ins Ziel zu treiben, will ich einfach nur da sein und meine Beine entspannen. Ich muss wieder stehen bleiben. Ein Zuschauer hilft mir beim Dehnen. Ich muss lachen. „Das ist also dieser Marathon. Schei*** tut das weh. Schei*** ist das geil. DNF is not an option, weiter, auch wenn du gehen musst!“ 500 Meter vorm Ziel erreicht das Spektakel seinen Höhepunkt. Nicht weil ich meinen fulminanten Schlussspurt ansetze sondern weil die Oberschenkel komplett verweigern. Ich muss fast eine Minute dehnen. Einziger Gedanke: „DNF is not an option!“ Weiter geht’s, ab in die Festhalle. Hinsetzen. Knapp über 3 Stunden. „Unter 3 Stunden wolltest du das auf jeden Fall zu Ende bringen.“ Gerade bin ich nur erleichtert, dass ich nicht weiter laufen muss. Halt nein, ich bin stolz. Habe ich sonst immer gekniffen wenn es hart wurde habe ich diesmal dagegen gehalten. Ohne einen Zweifel, denn DNF is not an option. Leonie nimmt mich in Empfang. Danke für deine Unterstützung.

Dominik:
Nach der recht reibungslosen Vorbereitung reiste ich mit recht großem Selbstvertrauen nach Frankfurt an. Ich war mir bewusst, dass ich mich so bereit gemacht hatte wie es ging und somit übertraf in den letzten Tagen vorher die Vorfreude, Nervosität und Anspannung. Nach meinen Vorleistungen und Trainingseindrücken sagte ich mir, solange das Wetter einigermaßen anständig ist, werde ich schon eine 2:45h laufen können. Jedoch immer mit dem Hintergedanken, dass ich noch nie solange gelaufen bin und mit dem ambitionierten Angang auch peinlich und schmerzhaft an meinen hohen Zielen scheitern könnte. Zum Glück ging der Samstag mit etwas Hektik auf der Messe, Transfer zum Hotel, Abendessen und Wettkampfsachen vorbereiten schnell und mit Ablenkung auch durch den Leidenskameraden und unsere Begleiterinnen vorbei . Dadurch konnte ich müde und ohne zu viel Nervosität gut einschlafen. Am Sonntagmorgen wachte ich mit einer eher unüblichen Vorfreude auf. Endlich war der Tag da, den ich schon öfter im Kopf durchgespielt hatte. Der Blick aus dem Fenster sorgte durch schief stehende Bäume jedoch erstmal für einen kleinen Dämpfer. „Muss ich jetzt bei dem Wind meinen Plan anpassen? Oder geht das auf der Strecke schon?“ Beim Frühstück esse ich so viel wie geht und merke schon an der Stimmung, dass etwas in der Luft liegt. Unsere Witze werden flacher, es werden unsinnige Sprüche geklopft um die Nervosität zu überspielen, die uns aber eh jeder ansehen kann. Bis zum Start fliegt die Zeit zum Glück vorbei, sodass wieder nicht viel nachgedacht werden kann. In der Bahn zum Start, Umziehen, Klamotten abgeben und raus in die Kälte und den Wind. „Uff, das ist schon ne stramme Prise“ Kommt auch noch erst von hinten und auf der zweiten Hälfte mehr von vorne. „Shit, Plan anpassen?“ Von 0 auf 100 kommt die Aufregung. Kurz Aufwärmen und in den Startblock. „Shit, ich steh viel zu weit hinten. Plan anpassen und erstmal langsam starten?“ Bumm. Startschuss. Auf den ersten 2km mach ich mich bei manch Mitläufer unbeliebt, weil ich mich schnell und teils unverschämt nach vorne arbeite und nicht zu viel Zeit liegen lassen möchte. Die ersten KM-Splits passen dann sogar trotz viel Verkehr einigermaßen. Die Beine fühlen sich super und ich bin nur am Überholen. 5Km sind durch - Split genau getroffen, Geil. Bei 10km erstes Getränk bekommen. Erleichterung. Split mit Windunterstützung leicht unterboten. Alles fühlt sich super locker an, ich überhole immer weiter. Geil. Bis zum Halbmarathon lässt mich der Rückenwind fast fliegen, die Pace ist etwas zu schnell aber es ist locker und ich versuche mich zu kontrollieren nicht viel zu schnell zu werden aus Angst was noch ab km 30 auf mich warten könnte, während ich immer weiter überhole. Die Kilometer fliegen nur so vorbei. So geschmeidig habe ich mir das nie vorgestellt. „Wann wird das denn jetzt ernst?“ Mir ist das etwas suspekt. „Hilft der Wind so krass und killt mich gleich richtig?“ Km 30. Jetzt muss es ernst werden! Mittlerweile Gegenwind. Die Pace passt immer noch genau und ich fühle mich erstaunlich gut. Km 33: So weit bin ich noch nie gerannt. Das Rechnen im Kopf geht los. „Nur noch 9, das geht schon. Ich kann sogar langsamer werden, die Zeit wird passen.“ Km 36- ich sehe wieder unsere Mädels, nochmal Euphorie. „Jetzt nur noch kurz Zick-Zack durch die Stadt.“ Bumm. Plötzlich Beine schwer, Wind gefühlt ein Orkan, leichte Steigung wird zum Klettersteig und ich werde nun auch mal überholt. Jetzt wird’s also doch hart. Ich schaff es aber irgendwie die letzte Energie zusammen zu nehmen und bringe es noch ordentlich zu Ende. Zieleinlauf: 2:42:19. Wow. Krass. Geschafft. Überwältigt. Berührt. Stolz. Die Beine tragen mich auch noch zur Zielverpflegung. Nach kurzer Selbsthilfe warte ich direkt nach dem Zielkanal mit 2 Bier auf meinen Kollegen ohne zu wissen was sich für ein Drama abspielt. 3 Stunden durch. Irgendwas stimmt nicht und mir ist kalt. Ich suche meine Hanna. Ich bin dankbar und nochmal ergriffen. Kurz danach treffen wir dann Lars. Ende gut - alles gut. Schnell ist mir klar: das war nicht das letzte Mal.....

Für beide lief der Marathon unterschiedlich. Erfolgreich waren sie beide – auf ihre Weise. Am Ende steht mehr als ein Ergebnis zu Buche: Die Gewissheit, dass beide mit viel Spaß und gegenseitiger Unterstützung selbst etwas auf die Beine gestellt haben. Autodidaktisch würde Arne Gabius es nennen. Wir nennen es das Marathon Broject.